Trump-Überflutung
- Sigi Domke
- 22. Jan.
- 2 Min. Lesezeit

Jetzt ist es soweit! Ich leide an Trump-Überflutung! Wirklich wahr! Das hat mir mein Arzt bestätigt. Ich kriege so einen komischen Ausschlag, wenn ich sein Konterfei irgendwo erblicke, und einen Tinnitus, wenn ich ihn reden höre. Der Zusammenhang sei eindeutig, sagt mein Arzt. Und man erblickt und hört ihn ja nun überall. Die halbe Tageszeitung ist voll von ihm, und die Nachrichten sowieso. Da geht es zur Zeit rund um die Uhr um Folgendes: Was hat er als erstes getan, nach seiner Amtseinführung. Was wird er als nächstes tun. Wird er wirklich das tun, was er angekündigt hat. Wird er womöglich etwas anderes tun. Was wird er nicht tun. Aber es geht auch um uns, aber nur in Verbindung mit ihm: Was müssen wir tun, wenn er was getan hat. Oder besser schon, bevor er was getan hat? Wir können nicht nichts tun, heißt es. Wir sollten aber auch nicht in Panik verfallen und zu viel tun. Oder das Falsche. Schließlich würde nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Auch von Trump nicht.
Ich muss sagen, ich verstehe nicht, warum um einen kriminellen, notorischen Lügner so viel Aufhebens gemacht wird?! Nur weil er Präsident des Nachbarlandes von Kuba ist? Hat er das verdient? Eindeutig nicht. Allerdings ist „Aufhebens“ genau das, was Herr Trump hervorrufen möchte. Schließlich ist er bekennender Narzisst, und die brauchen so etwas (siehe Markus Söder oder Sarah Wagenknecht). Aber müssen wir uns da wirklich nach Trumps Bedürfnissen richten? Ich denke, die bessere und gesündere Reaktion – zumindest für mich – wäre es gewesen, am Tage der Amtseinführung des selbsternannten Christen Trump, und am besten auch in den nächsten vier Jahren, darüber zu berichten, was Joe Biden und Kamala Harris so treiben. Und wie es den Leuten geht, die in Mexiko, an der Grenze zu den USA, darauf warten, ins gelobte Land reingelassen zu werden. Wie groß deren Verzweiflung ist und deren Hunger. Oder darüber, was eine Rolle rückwärts der USA in der ohnehin erbärmlichen Klimapolitik für die Zukunft der Kinder auf der Welt bedeutet.
Ach, man könnte, müsste über so vieles berichten! Bitte, liebe Medienschaffende, nehmt Rücksicht auf mein Leiden und dämmt die Trump-Überflutung ein! Am besten bis runter auf Null! Danke!
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