Mehr ist weniger
- Sigi Domke
- 7. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Mann, Mann, Mann! Und Frau natürlich auch! Die Ereignisse überschlagen sich ja regelrecht. Erst dachte ich, ich müsste was loswerden zum Wahlsieg dieses extremistischen Kleinkindes in den USA. Dann dachte ich aber, Nichtbeachtung ist das, was es am meisten trifft, also, das Kleinkind. Einen Tag später platzt die Ampel. Menschen in späteren Zeiten werden mit diesem Satz nicht viel anfangen können, aber wir Zeitgenießende der Gegenwart natürlich schon. Mein erster Gedanke war: Wissing ade! Aber denkste, er bleibt und verlässt die FDP! Da hat es mir doch die Schriftsprache verschlagen. Deshalb kommt jetzt ganz etwas anderes. Na ja, fast. Um Verkehr geht es nämlich auch.

Neulich war ich in Düsseldorf in der Yoko Ono-Ausstellung. Faszinierend, was ein einzelner Mensch in einem einzigen Leben an Ideen hervorbringen kann, die die gewohnten Denkweisen auf den Kopf zu stellen vermögen. Aber das nur am Rande. Hier geht es nämlich um eine andere und auf den ersten Blick ebenfalls ungewöhnliche Idee, oder sagen wir lieber um ein Konzept, nämlich das Verkehrskonzept, „Mehr ist weniger!“.
Aber werden wir konkret. Bei meinen Besuchen in Düsseldorf habe ich mich häufig darüber gewundert, dass auf vielen Straßen und gerade in Wohngebieten kaum Autoverkehr unterwegs ist. Man möchte geradezu dort tanzen, durch Seilchen springen oder Blinde Kuh spielen. Und das habe ich auch gemacht. Beglückend, kann ich nur sagen! Allerdings sind mir dann an den Straßenrändern Grenzen gesetzt worden. Die sind nämlich alle prall gefüllt mit parkenden Autos. Milliardenwerte stehen da einfach so herum und stauben voll.
Wer mal versucht hat, in solch einer Gegend eine Parklücke zu erwischen, mag daran verzweifelt sein. Glücklich also diejenigen, die einen Platz für ihr Auto gefunden haben. Solch einen Platz gibt man natürlich nur im Notfall wieder auf. Und da erschließt sich sofort das Konzept. Sind erst mehr PKWs vorhanden, als bei äußerster Ausnutzung der vorhandenen Fläche abgestellt werden können, verringert sich der Verkehr auf der Straße drastisch, weil kaum noch jemand sein Auto wegbewegt. Mehr bewirkt also hier weniger! Ich denke, das ist beispielgebend auch für andere Kommunen.
Und als Stadt kann man natürlich unterstützend tätig werden. Städtische Bedienstete können den städtischen Fuhrpark nutzen, durch Wohnviertel kreisen und so tun, als würden sie händeringend einen Parkplatz suchen. Obacht! Das Händeringen sollte deutlich erkennbar sein! Das erhöht nämlich die Panik bei den Einheimischen, im Falle einer Parkplatzaufgabe bei der Rückkehr leer auszugehen und das Fahrzeug, nach stundenlanger Suche, erst am Stadtrand, auf freiem Feld oder in einem öden Landschaftsschutzgebiet abstellen zu können.
Nun kann es vorkommen, dass Fahrzeughalter und Halterinnen über einen so langen Zeitraum ihr Auto nicht benutzen, dass sie irgendwann der Meinung sind, gar keines zu benötigen. Und dann verkaufen sie es womöglich. Das ist für das Konzept natürlich kontraproduktiv, denn dadurch werden ja dauerhaft Parkplätze frei. Autofreie Menschen torpedieren so ungewollt die angestrebte Verkehrswende.
Denkbar ist in solch einem Fall, sich einen Dummy anzuschaffen, möglichst einen SUV-Dummy, der den Platz von zwei Kleinwagen einnimmt. Sinnvoller ist allerdings die Anschaffung eines Neuwagens, denn mit dem Kauf wird ja unser wichtigster Wirtschaftsbereich unterstützt, die darbende Autoindustrie. Und der ist es egal, ob ihre Produkte auch benutzt werden, denn das werden sie ja in den meisten Fällen schon heute nur in einem Bruchteil der Zeit, die man auch verfahren könnte.
Also, liebe Kommunen, liebe (kommende) Bundesregierung, schafft Kaufanreize für unser doch nach wie vor liebstes Kind, das Auto! Bis auch das letzte Dorf zugeparkt ist, und es auch dort heißen kann: Mehr ist weniger!
In diesem Sinne, Euer Sigi
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