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Stumpfer Spitzensport?

  • Autorenbild: Sigi Domke
    Sigi Domke
  • 14. Aug. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Hätten wir das auch geschafft, das mit der Olympiade! Besonders die Olypioniken werden froh sein. Heute ist es so schwül, dass ich Mühe habe, einen Bleistift zu heben, geschweige denn, ein Gewicht. Wobei ich gar kein Interesse daran habe, einfach so, aus Spaß an der Freud, ein Gewicht zu heben. Und dann womöglich noch ein schweres. Das muss bei mir schon irgendwie Sinn machen. Dass ich zum Beispiel mal einen Kasten Mineralwasser ins Haus schleppe, das macht Sinn. Den kann man ja nicht im Auto lassen und mit sich herumfahren. Im Sommer würde das Wasser viel zu warm, im Winter gefriert es womöglich. Der Kasten nimmt Platz weg, der Spritverbrauch steigt unnötig und und und … Die Kraft zum ins Haus schleppen sollte also vorhanden sein. Wenn nicht, kann man aber immer noch einzelne Flaschen … Also, man muss sich zu helfen wissen.

Ich frage mich jetzt gerade, wo die Spitzenleistungen, die bei so einer Olympiade gezeigt werden, wo die wirklich Sinn machen? Außer bei der Olympiade selbst. Schnell laufen zu können, kann manchmal von Vorteil sein. Zum Beispiel, wenn der Bus schon an der Haltestelle steht, man selbst aber noch nicht. Vorausgesetzt natürlich, dass man auch mit dem Bus fahren will. Wenn nicht, kann man sich Zeit lassen. Wenn doch, können Sekunden entscheiden, ob man noch durch die geöffnete Tür durchflitscht, oder ob sie einem vor der Nase zugemacht wird, wie es ja gerne vorkommt. Aber ob jetzt auch Hundertstel oder gar Tausendstel Sekunden entscheidend sein können … Da habe ich meine Zweifel. Und ob es sich lohnt, nur um auf den letzten Drücker mal den Bus zu kriegen, seine Jugend zu opfern mit stundenlangen Trainings, also, da habe ich keine Zweifel. Das lohnt sich nicht. In der Regel kommt ja irgendwann der nächste Bus.

Das könnte man jetzt durchdeklinieren. Wann ist es von Vorteil, dass man weit springen kann? Im Gebirge vielleicht. Man steht vor einer Schlucht, ein Spalt von sieben Metern Breite, und kommt nicht weiter. Da müsste ich jetzt umkehren. Würde ich auch. Ein Weitspringer hüpft da drüber weg. Na gut, wenn jetzt hinter mir ein schlecht gelaunter, unterzuckerter Bär auftauchen würde, dann … hätte ich Pech gehabt. Also, es lassen sich schon Situationen konstruieren, in denen man als Athlet die besseren Karten hat. Da komme ich jetzt doch ins Grübeln. Wobei in meinem Alter der Athleten-Zug längst abgefahren ist. Da kann ich mir das Grübeln auch schenken.

Ich denke mal, es geht einem Spitzensportler oder einer Spitzensportlerin auch gar nicht um die praktische Anwendbarkeit der Leistungen. Es ist wohl eher vergleichbar mit der Kunst. L‘art pour l‘art. Kunst um der Kunst willen. Und eben Sport um des Sportes willen. Dass man sich sinnfrei ein Loch in den Bauch freuen kann, wenn man wieder eine Hundertstel Sekunde schneller geworden ist. Übrigens, mit einem Loch im Bauch ist dann auch der Luftwiderstand nicht mehr so groß, und man kann noch schneller werden. Und die ganze Welt freut sich mit. Auch, wenn so ein Hundertstel viel zu kurz ist, um wahrgenommen werden zu können.

Also, man merkt schon, ich stehe dem Leistungssport einigermaßen verständnislos gegenüber. Und schon gar nicht kann ich die Aufregung darüber teilen, dass Deutschland lediglich erbärmliche 33 Medaillen abstauben konnte. Jaaa, Deutschland, denn es ist ja die gesamte Nation, die quasi versagt hat im internationalen Wettstreit und nur noch gesenkten Kopfes über einen Sportplatz gehen kann. Wobei ja die meisten Menschen heutzutage ständig und überall mit gesenktem Kopf herumlaufen oder sitzen und deshalb nicht mehr so richtig beweglich sind. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls sind mir andere gesamtgesellschaftliche Eigenschaften wichtiger. Politische Vernunft zum Beispiel. Die nächste Landtagswahl lässt grüßen!

Damit wir uns nicht missverstehen: Wettkampf kann schon richtig Spaß machen! Man muss ihn nur nicht unbedingt auf die Spitze treiben.


Ach ja, zum Bild: Das Tennisballstoßen ist die einzigen Disziplin, in der ich bei mir zuhause als Topathlet gelte. Da gelingt mir an guten Tagen sogar der bewegungsmäßig komplexe Rückstoß!


Bis dann, Sigi Domke



 
 
 

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