Spielplätze zu Parkplätzen!
- Sigi Domke
- 17. Aug. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Ich weiß, ich bin nicht der einzige, der der FDP für die längst überfällige Initiative, unser von allen geliebtes Auto zu rehabilitieren, auf die Schulter klopfen möchte und in Volker Wissing eine Art Robin Hood der Kraftfahrer sieht. Die Rolle der Partei als Trendsetter scheint mir jedoch noch nicht gebührend gewürdigt worden zu sein. Der Trend ist natürlich der Retro-Trend, der durchaus auch an anderer Stelle beobachtet werden kann, zum Beispiel bei vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in ostdeutschen Bundesländern, die zurück möchten in eine Zeit, in der sie die eng ummauerten Vorzüge eines diktatorischen Regimes genießen durften. Dazu passend gibt es natürlich die Parteien, die ihrem Retro-Wahlvolk den Weg zurück ermöglichen möchten, allen voran die AfD, die „Alles für Deutschland“-Partei.
Und auch Westdeutsche sehnen sich zunehmend zurück in Zeiten, in denen so vieles besser war, nicht zuletzt die Zeit des Wirtschaftswunders, vor dem Eintreffen der ersten sogenannten Gastarbeiter wohlgemerkt. Eine Zeit, in der man, nicht nur im Ruhrgebiet, wirtschaftlichen Aufschwung regelrecht inhalieren konnte und das frisch polierte deutsche Wesen vor Überfremdung noch sicher schien.
Diese Vergangenheitssehnsüchte sind aber nun relativ junge Erscheinungen, die FDP hingegen ist mit ihrer neoliberalen Wirtschafts- und Klientelpolitik schon seit Jahrzehnten von gestern, also retro durch und durch und von daher der Zeit voraus. Dies hat sie mit ihrer Forderung nach freier Fahrt durch deutsche Innenstädte aufs Schönste untermauert.
Ich finde allerdings, und jetzt kommt ein kleiner Kritikpunkt: Die Forderung greift zu kurz, denn auch andere Orte bleiben dem fahrenden oder stehenden Automobil unverständlicherweise verwehrt. Nehmen wir nur die vielen Kinderspielplätze, oft in besten Lagen im Stadtteil angesiedelt. Was findet sich dort? Vielleicht eine kaputte Schaukel, ein Sandkasten mit Zigarettenkippen, Hundekot und Drogenbesteck, aber doch immer weniger Kinder. Zum einen, weil immer weniger gezeugt werden, zum anderen, weil die, die es noch gibt, viel lieber drinnen spielen. Weil sie mit ihrem Smartphone den Spielplatz immer griffbereit haben. Immer zur Hand. Kinder brauchen keine analogen Spielplätze mehr! Darum lasst uns etwas Vernünftiges mit diesen Plätzen machen! Die Parole muss lauten: Spielplätze zu Parkplätzen!
Denn mal ehrlich, um wie viel angenehmer ist der satte Klang eines 400 PS-Boliden, der versucht mit 80 kmh einzuparken, im Vergleich zum Genöle und Gekreische des Nachwuchses! Nun, der Vergleich ist etwas unfair, denn ein Kind kostet in Anschaffung und Unterhalt ja viel weniger. Da darf man also nicht zu viel erwarten. Das Ergebnis des Vergleichs fällt dennoch eindeutig zugunsten des Kraftpakets aus.
Natürlich existieren auch noch andere Flächen in Stadt und Land, die keinerlei Nutzwert haben, zum Beispiel die Grünflächen, sinnlos blühende Widerstandsnester gegen das sich wandelnde Klima, oft missbräuchlich als Frischluftschneisen etikettiert, um sie einer sinnvollen Nutzung zu entziehen. Auch hier bietet sich das Auto mit seinem inhärenten Platzverbrauch an und wird viel zu selten erhört.
Darum erfolgt hier mein Aufruf: FDP-ler aller Bundesländer, vereinigt euch! Und tut alles, was in der Macht einer zukünftigen Sonstige-Partei steht, um eure vergangenheitsweisenden Forderungen umzusetzen, solange es noch geht! Mit der Ampel kann man es ja machen.
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